Samstag, 9. Juni 2007

Schteak schtatt Pfleisch

Einem Bericht der Apothekenumschau zufolge ernähren sich immer mehr Prominente wie Brigitte Bardot und Paul McCartney fleischlos. Wer nicht geneigt ist, jede Narretei halbverwitterter Prominenter nachzuäffen, dem bietet der knallhart recherchierte Journalismus der Apothekenumschau Fakten, Fakten, Fakten:

"Vegetarier, das belegen zahlreiche Studien, leben nicht nur gesünder, sondern auch länger als Menschen, die täglich Fleisch essen."

Das überzeugt, und zusammen bringen Paul McCartney und Brigitte Bardot knapp 134 Jahre auf die Waage, äh, Uhr. - Derjenige, der sich an kleine Extravaganzen unserer Prominenten erinnert, wie z.B. Brigitte Bardots rassistische und schwulenfeindliche Äußerungen oder Paul McCartney's Liebe zu einem einbeinigen Model, darf einwenden: "Gut. Fleischlose Prominente mögen länger leben, aber dafür haben die auch einen Hau." Und wer von uns Normalbürgern will in Filmen wie "Ein Weib wie der Satan" oder "Petroleum-Miezen" mitspielen oder als 60-Jähriger in ausverkauften Stadien minutenlang schweißnass "Obladioblada" trällern. Zur Abwehr dieser wie ich finde ganz berechtigten Einwände bietet die Apothekerumschau einige messerscharfe Argumente auf:

"Menschen, die sich fleischlos ernähren, gelten schon lange nicht mehr als „Spinner“. Auch Spitzenköche kreieren heute Köstliches ohne Fleisch."

Stimmt. Gibt es doch eine ganze Reihe Prominenter darunter sogar einige Spitzenköche, die sich zeitweilig ausschließlich durch Kleinstmengen kolumbianischer Pflanzenextrakte am Leben halten. Bei diesen kommt Fleisch bestenfalls noch ins Hotelzimmer, aber auf keinen Fall auf den Tisch. Das Handelsblatt veröffentlichte bereits 2005 eine sicher nicht ganz vollständige Liste:

"Moderator Michel Friedman, Trainer Christoph Daum, Künstler Jörg Immendorff (+), Sänger Konstantin Wecker, Sternekoch Eckhart Witzigmann, Fußballer Diego Maradonna und Supermodel Kate Moss. (handelsblatt 10.10.05)"

Namen, die überzeugen. Bei unserer nächsten Hotelorgie ersetzen wir ganz einfach, die "Bifi", die bekanntermaßen immer "mit muss", durch ein Löffelchen Puderzucker und dazu lassen uns von Witzigmann ein paar Pommes Mayo und danach einige fettgebackene Spritzringe mit reichlich Zuckerguss reichen. Alles rein vegetarisch. Klingt auch nicht gut? Natürlich nicht, und wieder weiß die Apothekenumschau es längst besser:

"Wer nur zu Pommes, Mayo und süßen Teilchen greift, ernährt sich zwar vegetarisch, aber sicher weniger gesund als ein Alles-Esser mit einer Vorliebe für ausgewogene Mischkost. Bei strengen Vegetariern, so genannten Veganern, die alle tierischen Produkte meiden – also auch Eier und Käse –, kommt es nicht selten zu Mangelerscheinungen."

Von welchen Mangelerscheinungen hier die Rede ist, sieht man am obig abgebildeten Produkt aus meinem Reformhaus. Dieses kleines Schmankerl aus dem Grenzbereich von Orthographie und Ökogastrosophie mag zwar gesund sein, aber für den Germanisten, der noch an zwei halbgaren Rechtschreibreformen verdaut, ist "FlanzenFleisch" einfach nicht konsequent genug, quasi "nicht Fisch noch Fleisch." Warum also nicht gleich Pflaisch.

Heute Abend brat ich mir jedenfalls ganz altmodisch ein dudendickes Steak. Ganz ohne pflanzliches Beiwerk und orthografischen Schnickschnack. Wie sagte mein Kumpel Rudy immer, wenn das Steak zu klein und der Salat zu groß war. "Bringen Sie mir ein zweites Steak, aber ohne das ganze Grünzeug hier! Ich bin doch kein Vieh."